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Im Interview mit Annette. Sie bloggt über Blog-Gespräche und vieles mehr.

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1.) Bloggen ist Leidenschaft! Wie fing das bei dir an mit deinen ersten Gehversuchen?

Ich hatte schon eine Weile Websites per Hand gebaut und dort Texte veröffentlicht. Das waren Glossen, Kurzgeschichten oder einfach Interviews und Artikel, denn ich komme ja von der Zeitung.

Als ich dann für den norwegischen Autor Pål H. Christiansen eine Website baute, kam ich per E-Mail mit seinem englischen Übersetzer Jon Buscall ins Gespräch. Er fragte mich, warum ich nicht bloggen würde, und empfahl mir einige Ansprechpartner, über die ich zu Stephanie Booth fand, die mir half, mein erstes Blog auf wordpress.com einzurichten.

Dort hab ich dann eine Weile auf Englisch über meine ersten Gehversuche in Social Media geschrieben, bis meine Community mehr und mehr aus deutschsprachigen Menschen bestand, die mich baten, das doch lieber auf Deutsch zu machen. Eine Zeit lang habe ich dann versucht, zweisprachig zu bloggen, aber das wurde irgendwann zu viel.

Also hab ich mich auf Deutsch beschränkt, wo es damals noch nicht so viele Blogger zu diesen Themen gab, was mir prompt einen Buchvertrag einbrachte. Nach und nach habe ich auch meine privaten Webprojekte auf WordPress umgestellt und dort gebloggt. Irgendwann waren das dann auch zu viele und ich habe sie zu einem Magazinblog zusammengefasst.

2.) Auch heutzutage wissen viele Menschen noch immer nicht, was ein Blog eigentlich ist. Ich empfinde es als äußerst wichtig, dass es Blogger gibt. Unser Content ist wertvoll, und das, was wir tun, ist sinnvoll.Denkst du, dass das Thema Blogging auch weiterhin Bestandteil des Web sein wird, oder ändern sich die Zeiten?

Ja, viele denken, ein Blog könne nur ein Tagebuch sein, in dem man persönliche Dinge preisgibt. Dabei geht es nur um eine Technik, fortlaufend Beiträge strukturiert und abonnierbar zu veröffentlichen. Zu welchem Zweck, das ist ja ganz verschieden. Persönliche Blogs mögen es wie ein Tagebuch behandeln. Geschäftliche werden es eher als eigenes Magazin oder Archiv nutzen, oder als Produktpalette.

Leider ist das Ganze durch die Kommerzialisierung des Netzes in weiten Teilen kaputt gegangen und wird nur noch als Mittel zum Zweck des vermeintlich schnellen Geldverdienens angesehen. Diese unsäglichen Lifestyle-Influencer, die denken, ihr Instagram-Profil sei ein vollwertiges Blog, nur weil das auch einen Feed produziert. Oder diese Unart, statt Blogbeitrag nur noch Blog zu sagen! Das ist, als würde man eine gedruckte Werbeanzeige Zeitung nennen… Oje, da blutet einem manchmal echt das Herz!

Es gibt zum Glück diejenigen, die die Fahne des echten Bloggens weiter hoch halten. Und die Nutzung von Blogs als geschäftlichem „Content-Hub“, wie Sascha Theobald das gerne nennt, bleibt sicher auch erst mal bestehen. So nutze ich es ja zum Beispiel auf meiner geschäftlichen Website. Dort wird nicht regelmäßig gebloggt, sondern festgehalten, was nicht verloren gehen soll oder immer wieder zur Sprache kommt, so dass ich darauf verweisen kann, statt mich zu wiederholen.

3.) Welche Blog-Software ist deiner Ansicht nach die sinnvollste, und auf welche Plugins sollte man setzen?

Selbstgehostetes WordPress (weil kostengünstiger als die .com-Variante) ist nicht umsonst das meistgenutzte Content-Management-System der Welt. Und wenn erst mal noch mehr Leute begreifen, wie einfach das mit den Neuerungen durch Projekt Gutenberg alles wird und schon geworden ist, könnten die Zahlen noch steigen.

Im Moment gehen sie wegen schlechter Kommunikation seitens WordPress vermutlich erstmal etwas runter. Dabei machen der Block-Editor und Full-Site-Editing echt Spaß – wenn man erst mal den Dreh raus hat. Und so schwer ist das gar nicht. Früher war es deutlich komplizierter. Aber es ist halt eine – noch dazu richtig schlecht kommunizierte – langsam voranschreitende Veränderung. Und darauf reagieren die Leute allergisch. Kann man ihnen nicht verdenken, es kann sich ja nicht jeder ständig mit WordPress-Neuerungen beschäftigen.

Plugins sind je nach Nutzungsart verschieden. Zum einen die technischen Standards wie Antispam Bee, Complianz, Updraft Plus oder Duplicator, Shariff Wrapper. Dann gibt es die funktionserweiternden je nach Bedarf und die, mit denen man sein Theme pimpen kann, wie Twentig, GenerateBlocks etc. Pagebuilder sind ja zum Glück passé. WordPress ist ja jetzt quasi sein eigener Pagebuilder.

4.) Hast du Tipps und Tricks parat, die angehenden Bloggern helfen könnten, sich zurecht zu finden und nicht die Motivation zu verlieren?

Ja, es so machen wie ich damals auch: Sich eine Person und/oder seriöse Anleitungen dazu holen, mit denen man das Thema schrittweise angehen kann und so wie es für einen selbst am sinnvollsten ist. Dabei aufpassen, nicht auf irgendwelche Blender reinzufallen!

Und nein, Bloggen ist nicht zum schnellen Geldverdienen da, sondern eine Technik, um Inhalte online zu veröffentlichen, in die einem niemand reinredet. Mache ich sowas via Social Media, kann es mir auf mehreren Wegen hops gehen. Eine Affinität für das Produzieren von Inhalten in welcher Form auch immer sollte man allerdings schon haben. Es muss ja nicht Schreiben sein, es kann auch ums Zeichnen, um Fotos, Videos oder Audio gehen.

5.) Last but not least würde mich interessieren, wieviele Stunden du pro Woche bloggst und wie du dich immer wieder aufs neue motivierst, um dein Blog auch aktiv und deine Leser bei Laune zu halten?

Ich führe keine Statistiken dazu und ich blogge dann, wenn ich etwas mitzuteilen habe, wenn mich etwas beschäftigt, oder ich mich über etwas austauschen möchte.

Das Netz war nämlich nicht als Egomaschine für Influencer gedacht, sondern als Ort des Gesprächs und des Teilens von Wissen. Und als solches werde ich es auch weiter nutzen. Dabei entstehen immer wieder tolle Kontakte oder Projekte, die sonst nie zustande gekommen wären. So wie mein Kontakt mit Peter Müller, mit dem ich inzwischen Bücher über WordPress mache und dazu blogge.

Dabei geht es mir nicht darum, jemanden bei Laune zu halten. Wem nicht passt, was ich da mache: Bitte weitergehen! Wer aber Interesse an den Dingen hat, über die ich schreibe, darf sich gern mit mir darüber austauschen. Es ist echt spannend, was dabei manchmal passiert. Darüber könnte ich jede Menge Geschichten erzählen!

So ist ja auch vor Jahren meine Rubrik der Bloggespräche entstanden. Dabei handelt es sich um eine Art Minibriefwechsel, oder einen erweiterten Chat, in dem ich mich mit jemandem über ein bestimmtes Thema unterhalte. Also kein Interview, sondern ein echter Austausch. Das Format ist inzwischen schon von einigen für ihr eigenes Blog übernommen worden.

Das ist das Tolle am Bloggen: Es entsteht immer wieder was Neues und gleichzeitig schafft man sich ein Archiv, auf das man bei Bedarf immer wieder zurückgreifen und das man mit anderen teilen kann.

www.annetteschwindt.de

Bildnachweis: Annette Schwindt

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